Bevölkerung und Sprache
Die Bevölkerung von Sudan wurde 2011 auf 33.419.625 geschätzt.
Sie besteht aus arabischen, afrikanischen und nubischen Stämmen. Ihre Kulturen und Traditionen bieten einen faszinierenden kulturellen Reichtum.
Offizielle und Hauptsprache ist Arabisch, zusätzlich zu mehr als 300 lokalen Sprachen. Der Islam ist die Hauptreligion, 96% der Bevölkerung gehört ihm an, die meisten von ihnen folgen den Lehren des Jahres und insbesondere der Maliki-Schule. Weitere Religionen sind das Christentum und der lokale Glaube.
Die Fläche des Sudan beträgt etwa 1,882 Millionen Quadratkilometer.
BEKANNTE PERSÖNLICHKEITEN
Leuchtendes Kapitel in Sudans Geschichte
Vor hundert Jahren starb Sultan Ali Dinar im Kugelhagel der Engländer
Bis heute ist der unabhängige Sultan von Darfur unvergessen.
Im Palast Museum in Khartoum ist seine Geschichte nachzulesen, begleitet von einem immer wieder kopierten s/w Foto, das den gerade Erschossenen aufgebahrt und von eine Menschenmenge umgeben zeigt. Wenn Darfur bei den Festivals in der Republik Sudan, z. B. beim Red Sea Festival in Port Sudan oder beim Festival am Fuße des Jebel Barkal, mit einem Stand vertreten ist, dann wird Sultan Ali Dinar und seine Geschichte präsentiert – von seinen Enkeln und Urenkeln. Der ehemalige Sultanspalast in El- Fasher ist heute ein Museum und genauso wie das nicht weit entfernte Mausoleum seines Vaters ein beliebtes Besuchsziel der Einheimischen.
Legendär: Mut und Tapferkeit
Als er im Februar 1865 zur Welt kam, entwickelte er sich zu einem schwer zu bändigenden Lausbuben, der seiner Mutter oft Kummer bereitete. Trotzdem nannte sie ihn „Dinar“ und dachte – in Kenntnis des islamischen Dinars – dabei vielleicht an „Goldstück“. Sein richtiger Name war Zakaria Mohamed Al-Fadl Abdel-Rahman Arrasheed, aber der Spitzname „Dinar“ hielt sich sogar nach der Krönung zum unabhängigen Sultan, während der Zeit seiner Regentschaft in Darfur im zwanzigsten Jahrhundert, bis zu seinem Tod. Er gilt als der bedeutendste Sultan von Darfur und war bekannt für Mut, Tapferkeit und seine geradlinige und starke Persönlichkeit. Er hatte das Sultanat Darfur gegründet, das sogar eine eigene Währung besaß und sich der britischen Kolonialisierung 18 Jahre lang widersetzte. Der Sieg der Briten gelang erst dadurch, dass sie Sultan Ali Dinar bei der Schlacht von Jubbah am 6. November 1916 erschossen und dann Darfur als letzte Region in Sudan kolonialisierten.
Eine weit verzweigte Familie
Sultan Ali Dinar hatte viele Frauen. Das Ziel dieser extensiven Polygamie war es, sich durch Heirat mit anderen Familien und Stämmen zu verbünden. Aus den zahlreichen Ehen gingen 125 Söhne und Töchter hervor. Die Enkel sind heute in vielen Ländern anzutreffen, darunter Libyen, Marokko, Algerien, Türkei und Saudi-Arabien. Einige Enkel sind bekannte Politiker geworden und leben in Khartoum. Die Frauen von Ali Dinar hatten offenbar ein gutes Leben – viele wurden bis zu 100 Jahre alt. Die Gebäude und Räume der Frauen sind heute noch auf dem Palastgelände zu sehen.
Ein Herz für Mekka-Pilger
Seit Jahrhunderten ist es üblich, die Vorhänge der Kaaba in Mekka jährlich zu erneuern. Ali Dinar war dafür bekannt, dass er während der Pilgerzeit die kostbarsten Stoffe aus Straußenfedern, Seide und Samt in einer Handelskarawane nach Mekka sandte – zur Freude der saudischen Prinzen. Diese Kamel-Karawane startete im heutigen El-Fasher, Hauptstadt von Nord-Darfur, machte einen Zwischenstopp in Omdurman, der früheren Hauptstadt Sudans, auf der anderen Seite des Nils, gegenüber von Khartoum gelegen, um dann nach Port Sudan weiterzuziehen. Von dort ging es mit dem Schiff über das Rote Meer nach Jeddah und dann weiter nach Mekka. Aber auch die Mekka-Pilger spürten seine Großzügigkeit, denn für sie transportierten die Kamele Butter und Honig.
Palast in El-Fasher
Sultan Ali Dinar machte 1898 die Stadt El-Fasher zur Hauptstadt von Darfur. Ein weithin sichtbarer Hügel in El-Fasher war wie geschaffen als Standort für den Palast, dessen Bau 1911 begann. Ein Jahr später war er fertig, ein türkischer Ingenieur hatte die Bauarbeiten geleitet, zwei ägyptische und zwei griechische Ingenieure wirkten mit. Die Säulen im Innern des Palastes bestehen aus Felsgestein, die Wände aus Ziegelsteinen und die Decken aus Holz. Holz ist auch das Material für bemalte Fenster und Türen. Der Palast wurde nicht als Domizil genutzt, sondern diente als Ausstellungsort für Geschenke von benachbarten Sultanaten. Seit 1976 gehört er der Provinz Darfur. Die beiden großen Innenräume wurden auch für festliche Anlässe genutzt. Eine mächtige Ebenholztür führte in einen geräumigen Salon, in dem Könige und Prinzen empfangen wurden. Nach dem Tod des Sultans wurde der Palast von Colonel Kelly bewohnt, dem britischen Kommandanten in Darfur, danach wurde er Regierungsgebäude für Darfur. Auch der ehemalige Präsident Gaafer Nimeiri hinterließ seine Spuren, indem er zuerst einen Offiziersclub in dem Gebäude etablierte, sich aber im Jahr 1977 dazu entschloss, den Palast der Öffentlichkeit als Museum zugänglich zu machen. Zum Palastgelände gehören Gebäude der Frauen, die sich entlang einer kleinen Gasse in der Nachbarschaft des Innenhofes aneinanderreihen, der optisch von zwei überdachten, großen historischen Kupfertrommeln dominiert wird. Die Frauen haben dieses Gelände nie aufgegeben, ständig sind hier Frauen jeden Alters anzutreffen, die froh gelaunt Kunsthandwerk anfertigen oder für die Studierenden der benachbarten Open University kochen.
Gedenken an den Sultan
Im Museum durchschreitet der Besucher drei Flügel. Im ersten gibt es neben Werkzeug, Waffen und Schilden auch die offizielle Flagge zu sehen, die u. a. mit den Namen der Vorfahren des Sultans und Koranversen dekoriert ist. Der zweite Flügel wird von der Kleidung des Sultans beherrscht. Da sind die rote Uniform, die er in Kriegszeiten trug, sein farbenfroher Umhang und ein weißes Gewand, das er in Friedenszeiten bevorzugte, wenn er bei offiziellen Anlässen Geschenke verteilte. Ganz persönlich wird es im dritten Flügel. Hier sind z. B. seine Taschenuhr, ein Geschenk eines der Hedjaz-Könige, seine Schuhe, sein Ring, ein Turban, ein von ihm selbst handgeschriebener Koran sowie Dokumente in seiner Handschrift, in Glasvitrinen ausgestellt. Blickfänge sind der goldene Sultans Thron, der aus weißem Lehm hergestellt wurde und zwei große Speere der Sultansgarde, welche ihn eingerahmen. Museumsdirektor Abdelrahman Sadig erklärt: „Dies ist nicht der Originalthron, der wurde zusammen mit handgeschriebenen Manuskripten des Sultans und weiteren einmaligen Antiquitäten aus dem Palast von den Briten konfisziert. Alles das befindet sich heute im Britischen Museum in London. Ein Enkel des Sultans bemüht sich schon seit Jahren darum, eine Möglichkeit zu finden, unser Kulturerbe in den Palast zurückzubringen“. Mit türkischer Hilfe wurde der Palast des Sultans anlässlich des 100. Todestages ein wenig renoviert, und derzeit laufen Studien der türkischen Regierung und der zuständigen Stellen in Sudan, eine neue Technische Universität in El-Fasher zu bauen, die nach Sultan Ali Dinar benannt werden soll.
Text und Fotos: Barbara Schumacher